Von der Heilkraft der Pflanzen – Phytotherapie
Gerade in den letzten Jahren gibt es in der Bevölkerung eine starke Hinwendung zur Alternativmedizin und damit auch zur Naturheilkunde. Vor allem Eltern weigern sich (zum Teil zu Recht), ihre Kinder bei jedem Schnupfen mit chemisch-industriell hergestellten Medikamenten „vollzustopfen“.
Hier bietet die Pflanzenheilkunde eine interessante Alternative.
Die Behandlung von Krankheiten mit pflanzlichen Arzneimitteln heißt „Phytotherapie“ (phyton, griech. = Pflanze).
Die moderne Phytotherapie setzt die Heilkräfte von Pflanzen in genau kontrollierten Arzneimitteln ein und stützt sich dabei auf naturwissenschaftliche Grundlagen.
Ihre Wurzeln hat sie in der Volksmedizin, in der die lange Tradition im Umgang mit der heilenden Wirkung von Pflanzen bis heute lebendig geblieben ist.
Phytotherapie ist die älteste aller Heilkunden
Bereits unsere urzeitlichen Vorfahren behandelten Verletzungen und Erkrankungen mit Heilpflanzen, die sie auf der Suche nach genießbaren Nahrungsmitteln entdeckt hatten.
In der Phytotherapie werden Heilpflanzen oder Teile davon durch Trocknen lagerfähig gemacht und können danach zu Tabletten, Kapseln, Dragees etc. weiterverarbeitet werden.
Die Wirkung pflanzlicher Arzneien beruht auf bestimmten Pflanzeninhaltsstoffen, die an Rezeptoren im menschlichen Organismus angreifen oder auf physikalische Weise zu einem Effekt führen.
Die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel ist wissenschaftlich nachgewiesen bzw. durch jahrzehntelange Anwendung belegt.
Um die Wirksamkeit zu gewährleisten, müssen sie hohe Qualitätskriterien erfüllen. Das trifft nicht zu auf pflanzliche Produkte, die in Lebensmittel- oder Drogeriemärkten als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden. Daher ist es erforderlich, auch pflanzliche Produkte möglichst als zugelassene Arzneimittel (ersichtlich an der Z-Nr.) bzw. in Apothekenqualität direkt in der Apotheke zu kaufen.
Mit pflanzlichen Arzneimitteln können vor allem leichte bis mittelschwere Erkrankungen (z. B. des Magen-Darm-Traktes, der Atemwege,…) behandelt werden. Häufige Verwendung bei Kindern finden beispielsweise diverse pflanzliche Hustensäfte, Teemischungen (zB Fencheltee gegen Babykoliken) oder Salben aus pflanzlichen Wirkstoffen (zB Ringelblumensalbe).
Auch als Ergänzung zu anderen Therapieformen bei schweren Erkrankungen können pflanzliche Arzneimittel manchmal eingesetzt werden, um deren Symptome zu lindern.
Nicht immer sind pflanzliche Arzneimittel „sanft“ und nebenwirkungsfrei. Was wirkt, kann auch unerwünschte Wirkungen haben – gleichgültig, ob „natürliches“ Pflanzenheilmittel oder „chemisch-industriell“ gefertigtes Medikament. Vor der Anwendung pflanzlicher Arzneimittel sollte daher, auch wenn sie großteils rezeptfrei erhältlich sind, die Beratung durch einen Arzt erfolgen, letztlich auch um eine schwerere Erkrankung auszuschließen, bei der eine Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln nicht ausreichend wäre.
Zusammenfassend stellt für mich als Kinderärztin die Pflanzenheilkunde gerade bei der Behandlung von Kindern eine ideale Ergänzung zur klassischen Schulmedizin dar und wird von mir in der Praxis routinemäßig teilweise als alleinige Therapieform oder ergänzend zu herkömmlichen Medikamenten angewandt.